Blackjack's Geschichte

Ein Bericht in einer Reiterzeitschrift machte uns auf ganz besondere Pferde und deren Situation aufmerksam. Die American Mustangs. Nie im Leben hätten wir gedacht, dass es mo?glich ist einem solchen Pferd ein Zuhause zu geben, nie im Leben hätten wir gedacht, dass das Leben in Freiheit gar nicht so friedlich ist, dass der Schein trügt.

Ab dem Moment wussten wir, dass wir einem dieser Legenden Amerikas ein Zuhause geben wollten. Wir erhielten den Kontakt zu sehr erfahrenen Trainern in Oregon/USA, die seit über 35 Jahren Mustangs aus der Auffangstation nehmen, sie trainieren und fu?r sie ein Zuhause suchen. Das machte uns neugierig und wir baten Carol und Tim für uns in die Auffangstation zu fahren und Fotos zu machen.

Die Zeit war günstig, denn eine Herde war kurz zuvor eingefangen worden. Wir waren so gespannt und warteten lange auf die ersten Bilder. Bis heute sind wir in sehr gutem Kontakt und diese 2 Tage in der Auffangstation werden uns allen in Erinnerung bleiben, denn wir suchten nach dem 6er im Lotto und hatten eine klare Vorstellung.

Schwarz sollte er sein, entweder ganz schwarz oder 4 Mal hoch weiß gefesselt. Was dann kam war ein Foto, von einem jungen, 10 Monate alten Hengstfohlen, mit einem unglaublich Ausdruck. Sofort war klar so sollte er sein. Dieser Blick verriet alles, was den Mustang ausmacht, aber hatte 3 weiße Beine. Wir schoben das Bild gedanklich beiseite und ließen die Trainer weitersuchen.

2 ganze Tage lang, aber kein anderes Pferd berührte uns so tief im Herzen wie er. Es war, als ha?tte er uns ausgesucht. Am Ende entschieden wir uns genau für diesen jungen, schwarzen Mustang mit den drei weißen Beinen.

Carol gab uns damals einen Rat, den ich auch heute noch beherzige, wenn Menschen sich zwischen zwei Pferden nicht entscheiden können: "Es ist wie einen Weihnachtsbaum kaufen, egal wie er ausschaut, wenn du ihn erstmal zuhause hast, dann ist er für dich der schönste Baum, den man sich vorstellen kann."

Und ja, sie hatten Recht. Blackjack ist über ein Jahr später bei uns in Hessen vom Hänger gestiegen. Zu dieser Zeit war er gute zwei Jahre alt. Ein Blick und wir wussten, dass wir etwas Entscheidendes richtig gemacht hatten. Auch die 3 weißen Beine waren perfekt.

Sein Erkennungszeichen - das hoch weiß gefesselte Vorderbein.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie dieser Hengst unser ganzes Leben und das bis heute von weit über 200 Mustangs verändern sollte. Ein gutes Jahr später, die Mustangs hatten uns vom ersten Tag, den wir mit Blackjack erleben durften, nicht mehr losgelassen, keimte die Idee etwas mehr für die Mustangs tun zu wollen, denn was Blackjack uns im täglichen Umgang zeigte, hatten wir so noch nie erleben dürfen. Dieses Vertrauen, dieses "Anschluss suchen", kannten wir so nicht.

Wir begannen auf Messen zu fahren und unsere mittlerweile 2 Mustangs vorzustellen. Immer mit dem Hintergedanken, weitere Mustangs in ein gutes Zuhause zu vermitteln, wurde uns bald bewusst, dass wir noch mehr Aufmerksamkeit auf die wilden Pferde Amerikas lenken mussten, um etwas zu verändern.

Diese erreichten wir erst mit einem weiteren Schritt, mit dem sicherlich niemand gerechnet hätte. Wir beschlossen im August 2016 den Mustangs eine Stimme zu geben, eine Stimme die ihnen gerecht würde und die jeder hören musste. Ideen wurden geschmiedet, Präsentationen erstellt und mit viel Enthusiasmus flogen wir im September 2016 in die USA, reisten in 6 Tagen durch 4 Zeitzonen und trafen die wichtigsten Personen vom BLM und der Mustang Heritage Foundation.

"Wir wollten das Extreme MUSTANG MAKEOVER nach Europa holen, wir wollten die Grenzen öffnen und allen zeigen, wie besonders diese Pferde sind." Jetzt gab es kein Zurück mehr. Wir suchten ein engagiertes Team zusammen, Menschen die genauso verrückt sind wie wir. Stimmen warnten uns, dass wir es nie bis nach Aachen schaffen würden. Solch eine Veranstaltung benötige in der Vorbereitung sicherlich 2 Jahre, keine 10 Monate, aber uns drängte die Zeit, denn zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass es einen Regierungswechsel geben würde.

Veränderung bedeutet nicht immer nur Positives und so kämpften wir weiter für die Sache. Zu Recht, denn wenig später war klar, dass der Regierungswechsel große Probleme für die Mustangs einherbringen würde. Wir ließen uns antreiben von dem Wissen, dass für einige Mustangs die Zeit am Ablaufen war.

Im Herbst 2016 fanden wir tolle Horseman, die die Idee einen wilden Mustang zu zähmen absolut interessant fanden. Ihr Wissen auf den Prüfstand zu stellen war sicher einer der vielen Beweggründe für die Teilnahme am MUSTANG MAKEOVER. Eines allerdings musste im Vorfeld noch geklärt werden. Wie würden die Pferde vorbereitet werden müssen, damit sie mo?glichst unangetastet in Frankfurt ankämen? Würde Lufthansa solch einem Projekt überhaupt zustimmen? Und welche Pferde würden wir überhaupt zur Verfügung gestellt bekommen? Niemals vorher hatte jemand solch ein Projekt gestartet.

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir also Trainer, aber noch keine Pferde und keinen Flugtermin. Erst kurz vor Weihnachten kam die erfreuliche Nachricht, dass uns Pferde zugeteilt werden konnten. Viele Gespräche wurden mit Lufthansa geführt und es war klar, dass wir auch hier Mustang Fans gefunden hatten. Einem Import stand nichts mehr im Wege.

Währenddessen arbeiteten wir weiter an unseren Plänen. "MUSTANG MAKEOVER", so sollte unsere Veranstaltung heißen, begann nicht nur in unseren Köpfen zu existieren, sondern Wirklichkeit zu werden. Eines wussten wir sicher: Es sollte ein EVENT werden, welches nicht nur Mustangfreunde begeistert, wir wollten Wissen vermitteln, Trainermethoden bekannt machen, die Ausbildung der Mustangs so transparent wir mo?glich gestalten und Menschen zusammenbringen.

Zudem keimte die Idee, ein ganz neues Wertungssystem zu entwickeln, welches Trainern in Prüfungen erlaubt, individuelle Wege zu gehen. Ende Dezember 2016 musste dann alles sehr schnell gehen. Die Vorbereitungen bei unserer Trainerin liefen auf Hochtouren, denn um eine solche Ladung von Mustangs aufzunehmen, mussten bestimmte bauliche Voraussetzungen eingehalten werden.

Außerdem wurde parallel daran gearbeitet, die Ranch der Trainerin als Quarantäne Station anerkennen zu lassen. Nur so, da waren wir uns sicher, konnte eine solche Reise überhaupt stattfinden. Denn die Pferde nochmal in fremde Hände zu geben, kam nicht in Frage. Die Pferde wurden von Sandra Clark auf den Punkt genau vorbereitet, lange wurde gesprochen und überlegt. Verladeboxen fürs Training gebaut, das Verladen geübt, geübt und geübt, der Flughafen Atlanta wurde für die Ausreise mit Pferden wieder reaktiviert, denn die, für die Olympischen Spiele extra gebaute, Quarantänestation direkt am Flughafen, gab es nicht mehr.

So konnten wir glücklicherweise erreichen, dass die gesamte Quarantäne bei unserer Trainerin stattfinden konnte, auch die Kurzzeitquarantäne vor dem Abflug. Wenn wir heute so darüber nachdenken, waren wir doch etwas verrückt. Aber es ging unbeirrt weiter. Wir spürten einfach, dass am Ende alle Puzzleteile zusammenpassen würden.

Als die Pferde dann bereit für die Ausreise waren und auf dem Weg Richtung Flughafen, freuten wir uns etwas zu früh. Denn noch waren die Pferde nicht im Flug- zeug, noch konnte alles kippen. Mit zittrigen Knien saßen wir im Büro. Würde alles am Ende klappen Dann kam ein Anruf über Skype aus dem Begleitauto. Der Trailer stand in einem Stau und verlor kostbare Zeit. Sollte so kurz vor dem Ziel alles kippen?

Eines war klar, der Flieger würde starten, ob mit den Pferden oder ohne. 5 Minuten später ein erneuter Anruf mit noch schlimmeren Nachrichten, denn der größere der beiden Trailer hatte einen Platten. Man entschied erstmal weiterzufahren, aber mit 12 Pferden im Hänger hielt der Reifen das nicht lange aus. Es waren nur noch 20 Meilen, aber der Reifen musste gewechselt werden. Kostbare Zeit ging verloren und wir saßen hier in Deutschland am Schreibtisch und konnten nichts tun, konnten nur zusehen wie uns die Zeit zwischen den Fingern zerrann. Selbst unsere Trainerin wusste nicht, ob sie es noch rechtzeitig schaffen würden, denn keiner konnte genau vorhersagen, wie gut die Mustangs sich verladen lassen würden.

Extra für diesen Transport baute der Airport in Atlanta eine Art Brücke, die eine sichere Verbindung zwischen Trailer und Flugbox herstellte. So wurde ein Pferd nach dem anderen verladen, immer den Zeitdruck im Nacken. Mit etwas Verspätung hob die Maschine dann wenig später mit drei Flugbegleitern und einem Tierarzt an Bord endlich ab. Jetzt wussten wir eines mit Sicherheit: Wir hatten das schier unmögliche geschafft. Wir hatten 16 einst wild lebende Mustangs an Bord einer Lufthansa Cargo Maschine gebracht. Das MUSTANG MAKEOVER konnte beginnen.

Wir wussten an diesem Tag schon, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Denn die Legende Amerikas würde hier in Europa Menschen verzaubern. Diese Pferde würden zeigen, wie besonders sie sind, diese Pferde würden Trainer und Pferdebegeisterte in ihren Bann ziehen.

Blackjack begleitet uns seitdem weiter auf unserem Weg, hilft uns auf Messen, Besucher zu faszinieren und ist einfach da. Heute sind zu Blackjack noch einige Mustangs dazu gekommen.

Ohne Blackjack wären wir vermutlich nie auf diese Idee gekommen und hätten nie so einen starken Willen gehabt, etwas für die Mustangs zu tun!

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